Überblick über eine Grünlandwiese mit einem Wald im Hintergrund. Graphisch sind weidende Kühe, ein Landwirt und eine Landwirtin mit einer fliegenden Drohne und ein Holzfäller im Hintergrund zu sehen.

Vorstellung weiterer Bewerber für den Ideenwettbewerb

Lassen Sie sich inspirieren von weiteren Bewerbungen, die im Rahmen des Ideenwettbewerbs eingegangen sind. Sie alle wirtschaften im Mittelgebirge und haben unterschiedliche Methoden die Potentiale zu nutzen und dort ein Einkommen zu erwirtschaften.

MeiMecki, Schwäbische Alb

Auf 800 bis 900 n ü. NHN in der Schwäbischen Alb liegt der Ziegenbetrieb MeiMecki. Um 80 Burenziegen auf 20 ha im Nebenerwerb  kümmert sich die Familie Schellenbaum. Burenziegen sind in der Landschaftspflege bekannt. Das Konzept von Biohof Schellenbaum liegt in der Vermarktung. Die jungen Ziegen werden im Frühjahr vom Verbraucher bei Schellenbaum gekauft. Sie weiden über Sommer auf den Naturschutzflächen der Schwäbischen Alb. Nach Ende der Weidesaison werden die Ziegen geschlachtet und dem Besitzer als Fleisch und Wurst abgegeben. „Ziegen-Invest“ nennt Schellenbaum das. So werden im Sommer viele Flächen beweidet. Im Winter werden nur Mutterziegen und Zuchtbock gefüttert. Wenige Tiere im Winter durchzufüttern, erhöht die Wirtschaftlichkeit, weil Futterkosten gespart werden. Im Sommer wird durch die vielen Lämmer viel Fläche beweidet. Durch das sogenannte „Ziegen-Invest“ ist das Einkommen für die Herbst-Schlachtung bereits im Frühjahr gesichert.

Diese Form der vorfinanzierten Direktvermarktung bindet die Kunden an den Betrieb. Die Ziegen können über Sommer auf den Weiden besucht werden, es gibt Rundbriefe, die über die Ereignisse in der Ziegenherde informieren. Mit dem Naturschutzzentrum vor Ort werden Veranstaltungen wie Sensenkurs, Wanderungen und Vorträge angeboten.

Naturschutzfachlich sind beweidete Flächen ein Gewinn. Ziegen verbeißen auch Gehölze, so dass der Verbuschung entgegen gewirkt wird. Die offen gehaltenen Flächen haben eine hohe Artenvielfalt. Die beweideten Flächen sind in der Regel zu steil für eine maschinelle Bewirtschaftung. Das Pflegekonzept wird zusammen mit dem ortsansässigen Landschaftserhaltungsverband Tuttlingen erarbeitet. Es sind enge Abstimmungen mit den Naturschutzbehörden nötig, um das Pflegeziel zu erreichen.

Waldinteressengemeinschaft Hebenshausen

175 ha Wald mit Buchen, Eichen, Elsbeeren, Bergahorn und Hainbuche bewirtschaftet die Waldinteressentengemeinschaft in Hebenshausen. Der Gemeinschaftswald besteht aus 58 Anteilen. Anteilseigner sollen unabhängig vom Alter in den Waldumbau integriert werden. Das schafft eine hohe Identifikation mit der Veränderung. Kiefer, Lärche und Buche sind aufgrund der Klimaänderung ausgefallen. Baumarten wie Trei, Bah, Sah, Baumhasel, Walnuss und andere sollen diese Bäume ersetzen. Dazu kommt ein professionelles Bewässerungssystem für Anpflanzungen. Begleitet wird das Konzept mit einem Jagdkonzept. Die Jäger sind an Forstschutzaufgaben eingebunden.
Der Waldumbau wird von Mitarbeitern von Hessen Forst und der Nordwestdeutschen Versuchsanstalt betreut. Bei der Holzvermarktung wird in Zukunft darauf geachtet, dass die Produkte an Kunden mit kurzen Transportwegen verkauft werden. Ein Verkauf nach Asien mit Containerschiffen wird nicht mehr befürwortet. Insgesamt werden 80 % der Fläche bewirtschaftet, 20 % des Waldes sind aus der Nutzung genommen, darunter Wald im Naturschutzgebiet. Bei Rückearbeiten wird neben traditionellem Einschlag und Vollerntern auch mit Rückepferden gearbeitet, eine besonders waldschonende Methode. Das geerntete Holz wird als Industrieholz oder Brennholz verkauft oder zu Hackschnitzeln verarbeitet. Der Teamgeist der Waldgemeinschaftsmitglieder steht im Vordergrund und ist für innovative Projekte ein Motor.

Hof Stillebeul, Sauerland

Hans Walter Maria Schäfer betreibt auf 10 ha Land eine kleinteilige agroforstbasierte Landwirtschaft in Handarbeit - auf 400 bis 500 m ü. NHN im Sauerland. Zum Hof gehören drei Mutterkühe, zwei Pferde, 25 Schafe und zehn Bienenvölker. Der Boden ist karg und wenig ertragreich. Schäfer versteht sich als resourcenschonender Ökosystem-Dienstleister.

Schäfers Ziel ist es, Boden und Struktur des Landes zu verbessern, die Artenvielfalt zu erhöhen und die natürlichen Kreisläufe zu integrieren. Gehölze wurden etabliert und Gemüse in kleinen Beeten von ca. 0,1 ha angebaut. Der Anbau erfolgt in Permakultur. Mist der Tiere dient als Dünger. Der achtsame Umgang mit dem Boden erhöht die Bodenfruchtbarkeit und trägt zur Kohlenstoffspeicherung bei. In der Landschaft sind die Spuren seiner Bewirtschaftung an der Strukturanreicherung deutlich zu erkennen. Raine, Hecken, Bäume und Säume bieten vielen Wildtieren Lebensraum und tragen zur Artenvielfalt bei.

Es besteht eine Zusammenarbeit mit einer Solidarischen Landwirtschaft. Die Ackerfrüchte werden regional auf einem Markt verkauft.

Flurhof, Westerwald

Martin Fischer bewirtschaftet mit seiner Frau den Flurhof auf 500 m ü. NHN im Westerwald. 40 ha Grünland, hälftig Wiese und Weide werden biologisch bewirtschaftet. Zum Hof gehören vier Mutterkühe, 1000 Hühner 23 Pferde und zwei Schweine.

Vor 20 Jahren kauften sie den Hof und bauten ihn auf. Vom Nebenerwerbsbetrieb wurde er 2019 zum Vollerwerbsbetrieb.  Eine breite Aufstellung spiegelt sich in den vielen Betriebszweigen wieder: Urlaub auf dem Bauernhof, Grünlandbewirtschaftung mit Pferden und Rindern, Heuerzeugung, Pensionspferdehaltung, Direktvermarktung hofeigener Produkte. Saisonal bieten die Betriebszweige unterschiedliche Einkommen. Im Sommer liegt der Schwerpunkt auf den Ferienwohnungen, im Winter gibt es Schlachtungen und Fleischvermarktung.

Für den Erhalt der Kulturlandschaft durch die Bewirtschaftung setzt sich Fischer ein. Hecken, Streuobst und Einzelbäume sind in seinem Betrieb wichtig für die Biodiversität und werden erhalten und gepflegt. Durch die Diversifizierung wird der Betrieb mit 40 ha Fläche als Vollerwerb wirtschaftlich betrieben.

Heu wird in einer Heutrocknungsanlage getrocknet, die mit Strom von der eigenen Fotovoltaik-Anlage betrieben wird. Die Heizung mit Warmwasserversorgung läuft mit Holz vom eigenen Betrieb.

Scherm Landschweine, Bayerischer Wald

Ludwig Scherm ist Raumaustatter und betreibt im Nebenerwerb einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Ziegen und Geflügel. Außerdem gehören acht Muttersauen in Außenstallhaltung zum Betrieb. Auf 700 m ü. NHN liegt der Betrieb im Bayerischen Wald. Mit den ziegen betreibt er Landschaftspflege im Naturpark Bayerischer Wald.

Die Landschaftspflege erfolgt in Kooperation mit einem weiteren Betrieb. Das entzerrt Arbeitsspitzen und die Pflege der naturschutzfachlich wertvollen Flächen kann individueller ausgeführt werden. Mit dem Naturpark wird die Beweidung mit den Tieren beider Betreibe abgestimmt. Scherm kümmert sich um die maschinelle Nachpflege. Die Beweidung mit 35 Ziegen, 20 Schafen und 11 Eseln eignet sich besonders, um auch steile unwegsame Flächen offen zu halten. Sie fressen neben Gras und Kräutern auch Gehölze und verhindern so das Verbuschen von Offenflächen. Die Tierrassen sind genügsam und optimal für den Einsatz auf Grenzertragsflächen. Ziegen sind besonders auch für Steilflächen geeignet. Sie sind sehr trittsicher in unwegsamen Steillagen (z.B. auch offengelassener Steinbruch, Burgfelsen), wie sie im Mittelgebirge anzutreffen sind.

Die Schweine sind in die Fruchtfolge integriert und leben ganzjährig als Weideschweine draußen. Als Wetterschutz dient ein Unterstand, der im Winter großzügig mit Landschaftspflegematerial eingestreut wird. Die Flächen, auf denen die Schweine leben, wechseln alle drei Monate oder jährlich. Die Rasse Schwäbisch Hällisches Landschwein ist robust und beweist sich auch in über 700 m ü.NHN., als geeignet für die Außenhaltung. Die Schweine werden zugefüttert mit Futtergetreide, Altbrot und Molke aus der Region.

Hochlandrinder Diebeskamm, Thüringer Schiefergebirge

Landschaftspflege mit Schottischen Hochlandrindern ist die Idee von Falk Pommer. Er ist Landwirt im Nebenerwerb; sein Betrieb liegt auf etwa 650 m ü. NHN im Thüringer Schiefergebirge. Der namensgebende Diebeskamm ist der höchste Berg in der Nähe. Die Rinder weiden ganzjährig auf 45 ha Naturschutzflächen um Scheibe-Alsbach im Landkreis Sonneberg. Es sind 14 Mutterkühe mit Nachzucht und Bullen. Der Betrieb ist Zuchtbetrieb für Schottische Hochlandrinder. Die robuste Rasse mit ihrem dicken Fell eignet sich besonders für die ganzjährige Weidehaltung in den Mittelgebirgen. Ruhige, friedliche Tiere sind ein Zuchtkriterium bei Pommers. Das Fleisch der Rinder und auch Wurstwaren werden im Hofladen vermarktet.

Neben der Landschaftspflege wurde eine Seminarreihe „Für DRAUSSEN gemacht“ entwickelt. Gäste können unter Anleitung von Antje Pommer im Umgang mit den Rindern ihr Gleichgewicht finden. Die Rinder sind ausgesprochen friedlich und dem Menschen zugewandt. Über das Zusammensein mit den Rindern in der Natur werden die Landschaftspflege und die Tiere in der Landschaft thematisiert. Die Rinder und besonders die Kälber sehen ansprechend aus und begeistern die Betrachter.

Die Beweidung erfolgt in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Landschaftspflegeverband. Es wird die Artenvielfalt der Flächen erhalten und die Biodiversität auf den Weiden gefördert.

Neben den Rindern werden auf dem Hof auch Hühner und Enten gehalten.

Biowert-Biogasanlage Hanci, Odenwald

Zur Biowert Industrie GmbH gehören eine Biogansanlage und eine Bioraffinierie.188-247 m ü. NHN liegen die 15 Hektar Ackerflächen im Odenwald, auf denen Ackergras angebaut wird. In der Anlage wird über den eigenen Grünlandaufwuchs hinaus, überschüssiges Gras von einer Erzeugergemeinschaft verwertet. Dabei wird Viehfütterung vorrangig gesehen, so dass "übriges" Grüngut in Wert gesetzt wird. Aus dem Gras wird in der Biogasanlage mit Bioraffinerie Ökostrom, Kunststoff und Düngemittel hergestellt.

Das Grüngut wird siliert, gewaschen und die Fasern aufgeschlossen und getrocknet. Die Fasern werden mit Recycling-Kunststoff gemischt und zu Pellets oder Granulat verarbeitet. Aus diesem Granulat können z.B. Kleiderbügel hergestellt werden. Die Landwirte der Erzeugergemeinschaft erhalten Gärsubstrat aus der Anlage zum Düngen ihrer Flächen.

Des Weiteren wird eine Biogasanlage betrieben, die mit Speiseresten der Lebensmittelindustrie und von Großküchen arbeitet. Hieraus wird Ökostrom erzeugt, der für die Produktion des Granulats genutzt wird.

 

Biohof Rapp, Schwäbische Alb

42 ha Ackerland, 24 ha Grünland und 4 ha Wald bewirtschaftet der Biohof Rapp auf 660 bis 770 m ü. NHN der schwäbischen Alb. Sein Ziel ist den Ackerboden zu verbessern und den Humusgehalt auf 10 % zu steigern. Die Bearbeitung des Ackerlandes erfolgt seit 30 Jahren pfluglos mit einer Bearbeitungstiefe von 5 cm. Die gesamten Erntereste sowie Kompost und Zwischenfrüchte bleiben als Mulchschicht auf dem Boden liegen. Dem hohen Regenwurmbesatz und den Bodenlebewesen wird so sehr viel organisches Material zur Verfügung gestellt. Alte Sorten, wie Dinkel „Oberkulmer Rotkorn“, werden im Mischfruchtanbau ausgesät.

Restholz aus der Landschaftspflege wird auf dem Betrieb mit einem "Kon –Tiki" zu aktivierter Pflanzenkohle verarbeitet und dient der Bodenverbesserung. Ein Kilogramm Kohle kann bis zu 5 Liter Wasser speichern. Ein besonderes Augenmerk des Betriebes ist die CO² Bindung. Je höher der Humusgehalt, desto höher ist die CO² Bindung im Boden. Der Betrieb ist Partnerbetrieb des schweizerischen Bodenfruchtbarkeitsfonds-Bio, arbeitet anthroposophisch und ist Demeter zertifiziert.

Der Biohof Rapp vermarktet seine Ackerfrüchte als Körner, Flocken und Mehl im Direktverkauf und erzeugt sein gesamtes Saatgut selbst.  Die Wiesen werden zwei Mal gemäht und sind sehr blütenreich. Die Zweinutzungshühner Les Bleues passen hervorragend in sein Betriebskonzept.

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